Adipositas

Was ist Übergewicht, Fettsucht, Adipositas?

Eine Fettsucht (lat. Adipositas) besteht dann, wenn der Anteil des Fettgewebes am Körpergewicht krankhaft erhöht ist. Da der Fettanteil direkt nur mit aufwendigen Methoden gemessen werden kann, wird hilfsweise der Körpermassen-Index oder Body-Mass-Index (BMI = Gewicht in kg geteilt durch das Quadrat der Körpergrösse in m) verwendet. Während des Wachstums muss der BMI anhand von alters- und geschlechtsabhängigen Vergleichswerten beurteilt werden, die kürzlich im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter, AGA, aus Daten von Kindern und Jugendlichen aller deutschen Regionen zusammengestellt wurden (vgl. www.a-g-a.de, Kromeyer et al., Monatsschr Kinderheilkd 149:807-818, 2001). Grundsätzlich gilt ein Kind dann als adipös, wenn sein BMI über der oberen Grenze (97. Perzentile) der o.g. Vergleichswerte liegt. übergewichtig ist ein Kind, wenn es einen BMI über der 90. Perzentile, also im obersten Bereich der Vergleichswerte, aufweist. Die 97. Perzentile entspricht bei Erwachsenen ungefähr dem BMI-Wert von 30 kg/m2, der mit einem deutlich erhöhten Krankheits- und Sterbe-Risiko verbunden ist, die 90 Perzentile entspricht einem Erwachsenen-BMI von 25 kg/m2 , bei dem ein leicht erhöhtes Risiko besteht. In der Praxis ist auch das Relativgewicht ein gutes Mass, weil es das prozentuale Übergewicht bezogen auf das für die Körpergrösse normale Gewicht angibt.

Wie entsteht die Adipositas?

Wenn der Körper dauerhaft mehr Nahrung erhält, als er benötigt, speichert er überschüssige Energie als Fett ab. Der Nahrungs- bzw. Energiebedarf ist individuell durch viele, noch nicht vollständig bekannte Gene sehr unterschiedlich geregelt. Überwiegend haben adipöse Menschen eine Veranlagung, "sparsame Nahrungsverwerter" zu sein, die unter den gegenwärtigen risikoreichen Umgebungsfaktoren mehr essen, als sie benötigen. Wesentliche Risiken sind der Überfluss an zu fetter, zu süsser Nahrung und die Bewegungsarmut, oder auch Störungen der Familienstruktur und der Persönlichkeitsentwicklung.
Nur in sehr seltenen Fällen liegt die Ursache eines übergewichtes in einer Hormonstörung ("Drüsenerkrankung" wie Schilddrüsenunterfunktion, Wachstumshormonmangel oder Nebennierenrindenüberfunktion) oder in einem angeborenen Fehlbildungssyndrom (Prader-Willi-Syndrom u.a.).

Welche Gesundheitsschäden folgen aus der Adipositas?

Bereits im Kindesalter können sich körperliche und seelische Folgeerkrankungen zeigen. Körperliche Folgen sind z.B. Störungen des Stütz- und Halteapparats wie X-Beine, Brustentwicklung bei Jungen, zu hohe männliche Hormone bei Mädchen, Fettstoffwechselstörungen, Typ 2 Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Gicht und Gallensteine. Diese können sich durch eine Gewichtsabnahme wieder normalisieren. Der Krankheitswert der Adipositas im Kindes- und Jugendalter ergibt sich grundsätzlich auch aus der funktionellen und individuellen Einschränkung, die z.B. die Teilnahme am Sport behindert, und der psychosozialen Beeinträchtigung, wie Hänseleien.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Grundsätzlich ist ein dauerhafter Erfolg nicht durch kurze Diäten, sondern nur durch langfristige Maßnahmen zur erzielen.
Diese beruhen auf 3 Säulen:

I. Ernährungsumstellung entsprechend der Regeln der Optimierten Mischkost, bei der der Energiebedarf individuell angepasst wird, und der Fettanteil auf 30 % herabgesetzt werden sollte.
II. Steigerung der körperlichen Aktivität, vor allem bei alltäglichen Verrichtungen, z. B. Verzicht auf Autofahren.
III. Langfristige Verhaltensmodifikation, d.h. beispielsweise Einnahme regelmäßige Mahlzeiten und Ersatz von Fernsehen oder Computerspielen durch Sport.

Je jünger das Kind, desto wichtiger ist der Einbezug der Familie in die Behandlung. Medikamente und Operationen zur Behandlung der Adipositas sind für Kinder nicht zugelassen.
Schon jeder 5. Schulabgänger weist ein Übergewicht auf, aber bisher gibt es zu wenig angemessene Behandlungsmöglichkeiten im öffentlichen Gesundheitssystem. Dies zu verbessern ist Ziel der medizinischen Fachgesellschaften (AGA [ www.a-g-a.de ] und Deutsche Adipositas Gesellschaft, APE und Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin [ www.DGKJ.de ]). Vor Einleitung eines Therapieprogrammes sollte jedoch das Vorliegen von Grunderkrankungen oder Kontraindikationen (z.B. bulimische Essstörung) überprüft werden. Im allgemeinen sollte bei Fragen zur Adipositas im Kindes- und Jugendalter und deren Gesundheitsrisiko der Kinder- und Jugendarzt oder ein spezialisiertes Zentrum für Pädiatrische Endokrinologie oder Adipositas zu Rate gezogen werden.